"Warum fährst du im November nach Irland? Da ist doch das Wetter so scheußlich." So reagierten meine Freunde, als ich ihnen von meinen Reiseplänen erzählte.
"Das Wetter in Irland ist halt irisches Wetter. Es ist wie es ist. Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur falsche Kleidung." So lautete meine Antwort. "Außerdem ist keine Saison und daher kaum Touristen anzutreffen. Ich fahre nach Irland um Iren kennenzulernen. Ist doch ganz logisch."
Ich war 2009 in Knightstown, Co Kerry und 2016 in Milltown Malbay, Co Clare. Schon beim ersten Irland Besuch stahlen mir Land und Leute mein Herz. Ich hatte nicht das Gefühl zu Besuch zu sein sondern nach Hause zu kommen.
Mein zweiter Irland Besuch bestätigte mir dieses Gefühl und vertiefte es.
Lange Zeit musste ich von den süßen und verrückten Erinnerungen zehren und litt an Heimweh.
Und dann änderte ich etwas in meinem Leben, packte mein Schicksal bei den Hörnern und sparte und plante die Irland Reise. Ich hatte 2020 eine Brieffreundschaft zu einem Iren aufgebaut, herrlich altmodisch. Wir trafen uns Pfingsten 2023 das erste Mal, in Deutschland. Er ist Musiker.
Ich hatte Sorge, dass Irland meine Erwartungen vielleicht nicht erfüllen kann, dass ich zuviel abverlangen oder die Erinnerungen mich täuschen.
Würde ich das Irland finden, nach dem ich mich so sehr sehnte? Würde ich Blicke einfangen, ein Lächeln und ein freundliches Winken tauschen? Würde ich mit den Iren in Kontakt kommen und rumalbern?
Nun, was soll ich sagen? All diese Bedenken waren völlig grundlos. Kaum hatte ich irischen Boden unter den Füßen war mein geliebtes Irland wieder da. Herzliche und hilfreiche Menschen. Man grüßt sich, egal ob man sich kennt. Und man lächelt sich an. Wunderbare Einstimmung. Wir flogen von Düsseldorf nach Dublin und fuhren dann mit Bus und Bahn nach Killarney weiter.
Ich war mit einer Freundin in Irland. Vom 9. - 17. November waren wir in Killarney untergebracht. In Killorglin, Nachbarort, wohnt mein Freund.
Da er arbeiten musste, in Cork, sahen wir uns nur am Wochenende. Aber es war so herzlich familiär und lustig und es wärmte mein Herz. Ich fühlte mich unglaublich wohl, heimisch.
Ein weiterer Freund, aus Kilrush im Co Clare nahm uns mit nach Ennis zum Trad Festival. Das war ein wahrlich schönes Erlebnis. Live Musik, traditionell. Musiker, jung und alt, männlich und weiblich, aus allen Richtungen der Insel, setzten sich in den Pubs zusammen und spielten die zauberhaften alten irischen Weisen. Die Stimmung war schwungvoll, lebendig und mitreißend. Es wurde geflirtet und getrunken und getanzt. Und es gab viele Unterhaltungen.
Anfangs traute ich mich nicht an die Iren ran. Mein Englisch ist noch sehr ausbaufähig, da hatte ich Hemmungen. Aber, alles Blödsinn. Anfangs schauten mich große Augen fragend an. Da entschuldigte ich mich und sagte ich sei Deutsche und spreche nicht so gut Englisch. Und plötzlich wurde mir die Hand geschüttelt, ein Lächeln geschenkt und ich empfing eine fette Umarmung. Dann wurde ich mit ehrlichem Interesse ausgefragt, wo ich herkomme und wie ich heiße, ob ich Single bin und so weiter. Und siehe da, es wurde doch ein Gespräch daraus. Obwohl ich gestehen muss, dass ich das breite Irisch nicht immer verstanden, aber sehr genossen habe. Die Iren haben meine Erwartungen mehr als erfüllt. Wir lagen auf einer Wellenlänge. Und ich habe ihnen sicherlich mit leuchtenden Augen ins Gesicht geschaut, wie ein kleines Kind staunend vor dem Weihnachtsbaum stehend muss ich ausgesehen haben. Jedenfalls ging mir das Herz auf und mich durchströmte ein wohliges Gefühl. Ich bin nach Hause gekommen. Mein geliebtes Irland, da war es wieder. Und ich war mittendrin. Mein Freund machte mit uns eine kleine Rundreise durch Clare, so besuchten wir die einzigartig karge Landschaft im Burren, waren am Spanish Point und in Doolin. Felsen, Weiden und Wälder wechselten sich ab. Wir trafen Kühe, Krähen und Hunde. Und nette Menschen.
Vom 13. - 16. November waren wir in Killarney und im Nationalpark unterwegs. Jeden Tag eine kleine Steigerung. Erster Tag nur den Stadtpark erkundet, dann zweiter Tag Wanderung zu Ross Castle und am dritten Tag mit dem Bus zum Torc Waterfall und von dort über Muckross House und Muckross Abbey zurück nach Killarney gewandert. Jeden Tag hatten wir anderes Wetter. Regen, Wind, Sonne und Regenbogen, alles war geboten. Die Landschaft lag jedesmal in einem anderen Licht. Mal lag die Bergkette in nebligem Dunst, mal stand sie majestätisch vor uns, nur um sich dann in Wolken zu hüllen. Die Luft ist so rein und klar, das tat meiner Duisburger-Luft versauten Lunge gut. Tief durchatmen, den feuchten Boden riechen, das bunte Laub der Eichen wirken lassen und das unglaublich satte Grün der Wiesen und Weiden bestaunen. Währenddessen sich ein Regenbogen über uns wölbte. Es war gut außerhalb der Saison nach Killarney zu fahren, denn wir begegneten nur wenigen, aber netten Menschen.
Da ich schon vor der Reise in engem Kontakt mit den freundlichen Mitarbeitern von Entdecke Irland stand, was sich schon zu einem sehr herzlichen Umgang entwickelte, beschloss ich noch in Duisburg eine kleine Überraschung für das Tourismusbüro in Killarney mitzunehmen. Das brachte ich also dort vorbei. Toni und Finola waren sehr erfreut und gaben uns hilfreiche Tipps für unseren Aufenthalt. Ich wurde mit Geschenken überhãuft. Und Toni erzählte stolz, dass er eine Zeitlang in Deutschland gearbeitet hat und sprach ein wenig Deutsch mit mir. Eine große Ehre.
Am letzten Tag machten wir einen ausgiebigen Stadtbummel und Kirchenbesuch. Killarney ist eine schöne Stadt und bereitete sich gerade auf die Weihnachtszeit vor. Es wurden wieder viele Touristen erwartet, vorallem irische Touristen. Leider haben wir Killarney im Weihnachtszauber nicht erlebt. Aber wir hatten noch andere schöne Zeiten. Jeden Abend gingen wir in den Pub. Unser Stammlocal wurde Teddy O'Connors, denn dort spielten Freunde meines irischen Freundes aus Killorglin auf. Wir trafen uns regelmäßig und es war sehr herzlich und familiãr. Wir genossen das irische Bier, die entspannte Atmosphäre und den irish craic. Mit den Iren in Kontakt zu kommen ist wirklich nicht schwer und sie sind für jeden Blödsinn zu haben. So machte ich eine Challenge daraus, jeden Tag einen netten Mann zu finden, der mit mir ein Foto macht. Am letzten Abend standen die Mãnner Schlange. Das war lustig und schön zugleich.
Irland ist meine Seelenheimat, das hat sich wieder bestätigt. Und mein Herz hüpft immer noch in Kerry rum. Aber ich weiß, dass meine irischen Freunde sehr gut darauf aufpassen. Und eines Tages werde ich ihm folgen und wieder auf dem grünen Teppich Irlands wandeln. Das Irland mir den grünen Teppich ausrollt hatten mir schon meine Kontakte von Entdecke Irland geschrieben. Ich möchte mich hier noch einmal ganz herzlich bei den Damen bedanken, auch bei Christopher aus Nordirland für das nette Päckchen.
Und es war wirklich so. Die Iren waren so unglaublich lieb zu mir, dass mir vor lauter Glück die Tränen kommen. Wir sind ein Herz und eine Seele. Das ist, um es im O-Ton der Iren auszudrücken, fucking crazy.
Ich habe irgendwann aufgehört mitzuzählen wie oft ich diesen Ausspruch gehört habe. Ich habe es dann einfach übernommen und Schulterklopfen und Händedruck kassiert, mit einem herzhaften Lachen vereint.
Jetzt bin ich wieder in Deutschland und zehre von diesen wunderbaren, liebevollen und verrückten Erinnerungen und habe schon wieder Sehnsucht und Heimweh.
Nun gilt es wieder sparen für die nächste Irlandreise.
Jetzt weiß ich ja wie es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln geht. Tickets kann man über eine App buchen, am Automaten ziehen oder im Bus beim Fahrer kaufen - möglichst passend. Für den Zug kann man bei der Platzreservierung sogar seinen Namen angeben, der steht dann für alle sichtbar über dem Sitz. Cool.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Irland waren immer pünktlich, ist man von Deutschland, also Duisburg, gar nicht gewohnt. Ob es Vergünstigungen gibt haben wir nicht rausgefunden. Das muss ich für die nächste Reise noch besser recherchieren. Meine Freundin war etwas überfordert damit, da ich mit meinem Englisch wirklich nicht weiter kam. Aber wir haben es ausprobiert und sind sicher von A nach B gekommen. Vielleicht wird es das nächste Mal etwas günstiger.
Es empfiehlt sich die Tickets über die Apps zu buchen, da gibt es Rabatt. Am besten schon einen Tag vorher oder ein zwei Stunden vorher.
So, das soll es erstmal gewesen sein.
Mein Irland Urlaub war ein voller Erfolg, denn er sollte, wenigstens für kurze Zeit, meine Sehnsucht stillen, mein Herz erwärmen und meine Seele erfreuen. Ich wollte meine Freundschaften vertiefen und habe sogar neue Freunde dazugewonnen. Für mich lag das zwischenmenschliche im Vordergrund, die Landschaft und das Wetter waren aber der nötige Rahmen, von zauberhafter irischer Musik unterlegt.
Ich wünsche allen Irland Reisenden eine glückliche Zeit auf der grünen Insel.
Fáilte.